Wissenschaft
Dissertation: „Unterhaltung als Qualitätsdimension im Wissensfernsehen“
– Abgeschlossen mit „summa cum laude“ – ausgezeichnet mit dem Dissertationspreis der TU Dortmund 2015 –
Ohne Unterhaltung geht es nicht im Fernsehjournalismus: Sie ist notwendig – aber auch umstritten. Wie sich eine unterhaltsame Gestaltung auf die Qualität von Wissenschaftsmagazinen im Fernsehen auswirkt, zeigt meine Dissertation anhand theoretischer Analysen und einer explorativen experimentellen Befragung.
Im ersten Teil der Arbeit wird dargestellt, wie Qualität im Wissenschaftsjournalismus definiert und gemessen wird, welche Unterhaltungsstrategien und -techniken es in informierenden Fernsehformaten gibt und wie diese sich auf die journalistische Qualität auswirken. Im zweiten (empirischen) Teil der Arbeit steht die Rezipientenperspektive im Fokus: Untersucht wurde, wie Zuschauer eine unterhaltsame Gestaltung wahrnehmen, wie diese sich auf ihre Urteile auswirkt und welche Erwartungen Zuschauer an Wissenschaftsmagazine haben.
Wie die empirischen Ergebnisse zeigen, erwarten die befragten Rezipienten zwar von einem Wissenschaftsmagazin zu einem gewissen Grad eine unterhaltsame Umsetzung der Themen, sehen Unterhaltungselemente aber durchaus kritisch: Gefordert werden Informationen, die verständlich, attraktiv und spannend vermittelt werden, jedoch nicht populistisch oder reißerisch aufgemacht sind.
Die Ergebnisse des experimentellen Teils machen deutlich, dass Unterhaltungselemente die subjektive Bewertung von Filmbeiträgen auch negativ beeinflussen können: Bei einigen Qualitätsdimensionen, insbesondere beim Informationsgehalt, wirkte sich eine unterhaltsame Darstellungsform negativ auf die Bewertung aus.
Deutlich wurde auch, dass die Darstellungsform die Zuschauerurteile nicht so stark beeinflusst, wie gemeinhin (besonders unter Journalisten) angenommen wird. Größeren Einfluss als die Gestaltung hatten Rezipientenvariablen, allen voran das Interesse am Thema sowie die Nutzung von Wissens- bzw. Wissenschaftsformaten. Ein großes Interesse und eine starke Nutzung wirkten sich oft positiv auf die Qualitätsurteile aus, besonders auf die Qualitätsdimensionen Relevanz und Unterhaltung.
Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass ein integratives Qualitätskonzept neben der Erfüllung normativer Funktionen auch den Erwartungen des Publikums Rechnung tragen sollte, indem die Dimensionen Vermittlung und Publikumsinteresse bzw. die damit verbundene Auswahl publikumsattraktiver/-relevanter Themen berücksichtigt werden. Deshalb wird abschließend ein Vorschlag zur Integration von normativen und publikumsorientierten (wissenschafts-)
journalistischen Qualitätskriterien skizziert. In diesem Konzept ist die unterhaltsame Präsentation von wissenschaftlichen Inhalten zwar ein wesentliches Qualitätskriterium; ihre Ausgestaltung sollte jedoch immer in Abwägung zu den anderen Kriterien erfolgen. Ziel sollte es sein, eine Balance zwischen normativen und publikumsorientierten Ansprüchen herzustellen.
Weitere wissenschaftliche Publikationen:
Peer Reviewed Journals:
„European Councils as First Encounters of Trans-European Media Communication? In: Journalism, Vol. 9(4)(2008), S. 491–513 (zusammen mit Alessio Cornia und Julia Lönnendonker).
Buchbeiträge:
„Stereotype, Images und Nationenbilder in der Auslandsberichterstattung“. In: O. Hahn, J. Lönnendonker & R. Schröder (Hg.) (2007): Deutsche Auslandskorrespondenten. Konstanz: UVK, S. 64-79.
„Die Beziehung zwischen Auslandskorrespondenten und Heimatredaktionen“. In: O. Hahn, J. Lönnendonker & R. Schröder (Hg.) (2007): Deutsche Auslandskorrespondenten. Konstanz: UVK, S. 514-525.
„Arbeitstätigkeit von deutschen und US-Korrespondenten“. In: G. G. Kopper (Hrsg.) (2006): ‚How are you, Mr. President?‘ Nachrichtenarbeit, Berufswirklichkeit und Produktionsmanagement an Korrespondentenplätzen deutscher Medien in den USA. Arbeitsbuch für Medienpraxis und Forschung. Berlin: Vistas (zusammen mit Julia Lönnendonker und Sonja Stamm).
Working Papers:
„Introduction“. In: AIM Research Consortium (Hg.) (2007): Understanding the Logic of EU Reporting from Brussels. Analysis of interviews with EU correspondents and spokespersons. Adequate Information Management in Europe (AIM) – Working Papers, 2007/3 (zusammen mit Prof. Gerd G. Kopper).
„The Case of Germany“. In: AIM Research Consortium (Hg.) (2007): Understanding the Logic of EU Reporting from Brussels. Analysis of interviews with EU correspondents and spokespersons. Adequate Information Management in Europe (AIM) – Working Papers, 2007/3 (zusammen mit Tanja Leppik, Oliver Hahn und Roland Schröder).
Transatlantic Reporting. Work Routines and Self Perceptions of US and German Foreign Correspondents. Working Papers in International Journalism. Bochum 2006 (zusammen mit Julia Lönnendonker und Sonja Stamm).
Vorträge:
Der Einfluss einer unterhaltsamen Gestaltung von Wissenschaftsfilmen auf die Qualitätsurteile von Zuschauern. Entwicklung und Einsatz eines Messinstruments für die experimentelle Erhebung von Zuschauer-Qualitätsurteilen. Vortrag auf der DGPuK-Jahrestagung 2011 „Theoretisch praktisch!? Anwendungsoptionen und gesellschaftliche Relevanz der Kommunikations- und Medienforschung“, Dortmund (zusammen mit Christina Müller).